Alle Jahre wieder – Jazz am See 2023
Stimmungsvoller Abend beim Seewirt in Kühnhausen
In nunmehr knapp 15 Jahren hat sich die Formation Jazz am See fest in die Herzen einer großen Fangemeinde rund um das Waginger Seeland gespielt. Was im Tenglinger Strandbad begann, später beim Bergwirt in Taching fortgeführt wurde, ist nun zum wiederholten Male beim schönen Seewirt in Kühnhausen/Petting angekommen. Franz Ganser (souverän am Bass) und Reinhard Thußbass (überzeugend am Schlagzeug) sind seit über 20 Jahren das musikalische Fundament der Band, Josef Ramelsberger (spielsicher am Saxophon) und Stefan Weißleder (leidenschaftlich am Klavier) seit Jahren fester Bestandteil des Quartetts, welches mit Johanna Brugger (wunderbar am Mikrofon) aus Tengling nun zum Quintett wurde.
Nach einem schönen instrumentalen Intro mit dem „Wasser Blues“, gefolgt von dem „Horizont“ (beide Songs von Josef Ramelsberger) wurde der sympathische Neuzugang aus Tengling auf die Bühne gebeten. Johanna Brugger aus Tengling überzeugte sofort mit dem samtweichen „You´d be so nice to come home“ von Cole Porter. Einerseits kühl und doch so nahbar gibt sie der Jazzband eine weiche Note und integriert sich perfekt in das Spiel der Jungs. Stefan Weißleder (Unterwössen) holte sich seine Zeitgutschriften fürs stete Zuspätkommen mit immer wiederkehrenden überzeugenden Solis (Josef Ramelsberger versprach jeweils zweieinhalb Minuten pro Solo), Franz Ganser (Törring) am Bass spielte einmal mehr wie Bassisten eben immer spielen: zurückhaltend, stoisch aber beeindruckend wirkungsvoll, ebenso Reinhard Thußbas (Ruhpolding) der am Schlagzeug besonders bei den etwas groovigeren Nummern aus sich rauskam und ebenfalls mehrfach sein Können unter Beweis stellte. Josef Ramelsberger (Traunstein) am Alt-, Tenor-, und Sopransaxophon prägte den Sound der Band über die insgesamt 21 Songs hinweg nachhaltig. Alles in allem, eine wunderbare Jazz Session.
Johanna Brugger verstand es immer wieder den Songs einen Hauch Romantik einzuhauchen, man wähnte sich in einer Piano Bar irgendwo „in the middle of nowhere“. Es gab Eigenkompositionen, als auch bewährte klassische Jazz Kost. So entstand beispielsweise der Song „East of the Sun“ von Bruno Bowmann in den 30iger Jahren – der Komponist starb mit 23 Jahren bei einem Autounfall, die wunderschöne Nummer überlebt bis heute. Jazz am See interpretierte sie perfekt.
Neben dem „Zuckerwalzer“ und dem „Ungebogen“ (eine Aufforderung sich niemals verbiegen zu lassen) von Josef Ramelsberger, war es im zweiten Set besonders das rhythmische „In the Moon“ von Stefan Weißleder, welches für begeisterten Applaus sorgte.
Volles Haus, Seeblick, aufklarender Himmel, eine Jazz am See Session vom Feinsten, eine Truppe, die nicht nur spürbar menschlich sondern vor allem auch hörbar musikalisch auf sehr hohem Niveau harmoniert, eine treue Fangemeinde, die über Jahrzehnte hinweg jährlich „mitreist“ sind Grund genug für das Statement „hier am See ist es immer wieder schön – man fühlt sich einfach wohl“ aller Musiker.
Wenig verwunderlich also, das Zugaben gefordert und auch gewährt wurden. „Almost like Being in Love“ und „Cantaloupe Islands“ von Herbie Hancock waren nicht nur ein schöner Abschluss eines schönen Abends sondern boten auch Johanna Brugger die Möglichkeit ihr Talent am Flügelhorn unter Beweis zu stellen.
Alles in allem: nach nunmehr langer Spielpause endlich mal wieder Jazz am See. Eindrucksvoll, überzeugend und immer wieder ein Genuss.
***
© Udo Kewitsch, 25.03.23 / Zeichen 3106 / Zeilen 51***