Sprudelnd
Von der ersten Minute an Vollgas im Circus Krone
Da kommt Sie nun die „British Queen of White Soul“ im schwarzen Ballkleid, sexy immer noch, aber auch an der 1966 geborenen Lisa Stansfield aus Heywood (GB) sind die Jahre nicht spurlos vorüber gegangen. Egal, der erste Ton nimmt die Besucher im knapp ausverkauften Circus Krone im Sturm. Die erste Handbewegung dirigiert alle (!) Anwesenden aus ihren Sitzen – wer sich auf eine ruhige Konzertstunde eingestellt hatte, sollte eines besseren belehrt werden.
Dabei wirkt Lisa Stansfield nicht einmal super souverän, sondern sogar eher ein wenig schüchtern, zurückhaltend – um jedoch Momente später wieder kraftvoll und selbstsicher ihre Hits aus dem neuesten Album „Seven“ zu präsentieren. Es ist die Mischung aus weichem Soul, rhythmischen Funky-Sound und eingehenden Melodien, die der Stansfield Musik einen Hauch Unsterblichkeit verleihen. Nicht aufdringlich, schon gar nicht spektakulär, aber gut zu hören allemal – und die Muskeln zucken auch und zwar dauerhaft. Von wegen „Cant dance“, ihrem ersten Song, aber auch bei „Set your loving free“ oder bei ihrem berühmten Hit „The Real Thing“ kam das Publikum in Wallung. Selbst gestandene Männer in dunklem Jackett ließen sich klatschend und wippend in der ersten Reihe den Spaß nicht nehmen – Lisa selbst gab, wenngleich manchmal etwas eckig und ungelenk, den Takt vor.
Die Band wie aus einem Guss, besonders die gelegentlich eingestreuten Bläsersolos bewiesen: hier sind Profis am Werk. Insgesamt acht Musiker bot Lisa Stansfield auf. „Stupid heart“ oder das phantastische „Change“ oder später „Someday“ und „All around the world“ waren in stimmungsvolles Licht getaucht. Nur ganz selten bat Lisa Stansfield das Publikum wieder auf die Plätze, dann wurde es leise und besinnlich – jedoch nur kurz, der nächste Song war wieder eine pro aktive Einladung. Das die Sohlen heiß wurden, bestätigte die 48jährige dann selbst, als sie sich ihrer High Heels entledigte und fortan barfuß das Konzert bestritt.
So musste auch um die Zugabe nicht lange gebettelt werden. Nach rund 90 Minuten wunderbarer Unterhaltung folgten mit „Love can“ und „Live together“ nochmals herrlich entspannte Minuten. Das Publikum war, man darf das ruhig so nennen, zufrieden und satt. Saubere Musik, sexy verpackt, mit den Fans etwas gealtert, aber doch so schön mitreißend.
*** © Udo Kewitsch, seinerzeit, Mai / Zeichen 2371, Zeilen 35 ***