Wie hoch ist der Preis des Schweigens?
Vorweg: ein tolles, spannendes Buch. Lesenswert, kurzweilig, authentisch, schlüssig und unterhaltsam. Kein grotesker Thriller, kein an den „Haaren herbeigezogener Plot“, sondern eine Geschichte, wie sie in deutschen (oder anderen) Landen geschehen sein kann, feinsinnig mit gutem Gespür erzählt.
Die Handlung. Die Protagonisten Julia, freiberufliche Journalistin, steht im Zentrum der Geschichte. Ein renommiertes Forschungsinstitut ist der Ort der Handlung. Robert, der Bruder Julias, steuert mit steten Sub-Kapiteln eine Story bei, die sich erst im Verlauf der Erzählung nahtlos in die Ereignisse einfügt. Die Charaktere, allen voran Dr. Jens Höger, oder auch der etwas fies wirkende Redaktionsleiter Chris oder auch die Eltern von Julia werden lebendig und nachvollziehbar.
Mehr aus der Not heraus geht Julia einem von Chris erteilten Auftrag etwas gründlicher nach. Doch je mehr sie recherchiert, desto tiefer stößt sie auf schweigende Zeugen, stumm bleibende Opfer. Das Thema „Me too“ war vor kurzem noch medial von großer Aufmerksamkeit begleitet – in diesem Buch setzt sich dies fort. Julia kämpft um die Rechte der vermeintlichen Opfer, lernt den vermeintlichen Täter kennen und hat darüber hinaus ohnehin in ihrem privaten Leben ein hübsches kleines Chaos zu organisieren. All das dies erzählt Amelie Fried sehr unaufgeregt, aber dennoch spannend und sehr gut lesbar. Auch die Liaison mit dem sympathischen Sebastian, der in Julias Leben platzt, wirkt weder konstruiert noch „frei erfunden“ – die Dialog haben eine angenehme Wärme und alle die Puzzlestücke fügen sich von Seite zu Seite mehr zusammen.
Das darüber hinaus auch die eigene Familiengeschichte von Julia, ihrem Bruder Robert, ihrer Mutter und die des Vaters sich nahtlos in den Erzählstrang einfügt, sei nur am Rande erwähnt, macht diese schön aufgemachte Hardcoverbuch aber umso lesenswerter.
Kurzum: wer Lust auf eine spannende und vor allem realistisch erzählte Story hat, aber dafür nicht 15 Leichen und Pistolen braucht, der ist mit der „Spur des Schweigens“ bestens bedient. Stimmiger, kurzweiliger, sehr gut lesbarer Roman. *****