Nicht einsortierbar – schräg – gut
Tolles Bananafishbones Konzert – Auers Livebräu, Neubeuern
Kennen Sie das? Man hört Musik und kann diese eindeutig zuordnen. Blues, Rock´n Roll, Deutschrock, Grunge, Soul, Funk, Country … alles kein Problem. Dann gehen Sie mal auf ein Konzert der Bananafishbones. Keine Chance. Alles und nichts. ´fishbones Sound eben. Etwas ganz eigenes, passt in keine Schublade, geht in keine Kategorie. Isso.
Die Bananafishbones, gegründet 1987 (!), haben ihren ganz eigenen Stil entwickelt und touren damit pro Jahr gut 120x durch die Landen – einmal mehr durfte es also auch im Rosenheimer Raum, im Auers Livebräu sein. Ein guter Jahresstart.
Sebastian Horn, der charismatische Bandleader am Bass und Mikrofon eröffnet mit seiner sonoren Stimme den Abend und damit auf seine ihm eigene Art auch ein stückweit die humorige Schublade, die den gesamten Abend über offen, wenngleich manchmal auch ein wenig subtil blieb. Der Soundtrack „Come to sin“ ist nicht nur berühmt, er ist mitreißend melancholisch. Ja, sogar – halten Sie sich fest: „Maja“ von Karel Gott in der Bananafishbones-Version, war ein akustischer Ohrenwurm, der einer guten alten Bananafishbone Tradition folgte. Sebastian, Peter und Flo gedenken auf diese Art und Weise der im vergangenen Jahr verstorbenen Künstler. So kam Marie Fredriksson zu Ehren, aber auch Costa Cordalis und dem verstorbenen Cars Sänger Ric Osasek wurde auf diese sehr schöne Art und Weise gedacht. Die folgenden Bananafishbone Songs reihten sich mühelos in ein wunderbares Konzert ein, blieben dabei ebenso eigenständig wie nicht sortierbar. Immer wieder die phantastisch markante Stimme von Sebastian Horn, der durch den kurzweiligen Abend führte.
Die Bananafishbones sind eigenen Angaben zufolge die „fruchtbarste Band“ Deutschlands – immerhin 11 Sprösslingen bei 3 Bandmitgliedern – und in gewisser Weise auch furchtlos, kreieren sie doch musikalische Versatzstücke, die Cover-Elemente mit Parodie und Country und alternativer Musikstile vereinen. Bunt hineingemischt kleine Ausflüge in die Welt der Ansprache und hörenswerte Anekdoten. Wenngleich Horn hinsichtlich seiner tänzerischen Solos noch Potential hat, den Bass und das Mikro beherrscht er ebenso perfekt wie sein Bruder Peter die Gitarre und Florian Rein sein Schlagzeug samt dem kleinen Casio Game Keyboard und die Loop-Maschine.
Der Song „Pow Wow“ mag etwas schräg anmuten, das Arrangement desselben ist nicht weniger schräg aber phantastisch gut. Peter Horn übertrifft sich an der Gitarre, der Song peitscht nicht nur die Band, sondern auch das Publikum nach vorn. Die von The Cure, den Talking Heads, Ween oder den Eels inspirierten Musiker experimentieren nicht (auch wenn es so klingt), sie musizieren wie aus einem Guss und dies in höchster Harmonie. Das Schlagzeug von Florian Rein ist einerseits zurückhaltend und doch so effizient, die kleinen Showeinlagen mit seinen LED-Drumsticks auf der großen Trommel waren eindrucksvoll.
Weiterer Höhepunkt der Song „Honestly“ der die Setlist perfekt ergänzte und die musikalische Bandbreite des Trios eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Die Stimmung in der Auers Livebühne ebenso hervorragend wie die Spielfreude auf der Bühne, einige konnten fehlerfrei rezitieren und der Applaus bei den ersten Noten des legendären „Easy Day“ zeigte zweifelsfrei wem die Sympathien an diesem Abend galten.
Kurzum: das Repertoire der ´Fishbones ist breit gefächert, die stimmliche Klasse von Sebastian Horn eindrucksvoll sondergleichen, die bescheiden schelmische Art von Peter Horn gewinnend und der sympathische Florian Rein holt seine Punkte ebenfalls zurückhaltend lächelnd mit seinem Snare. Kurzum: Bananafishbones passen in keine Schublade und das ist gut so, hat man doch mehrfach im Jahr die Chance auf ein wahrhaft außergewöhnliches Konzert mit Geschichten der besonderen Art und die somit Garantie auf einen „Easy Day“.
*** © Udo Kewitsch, 10.01.20 / Zeichen 3879 / Zeilen 57 ***