Luca Kieser – über Freundschaft und das Leben in der Großstadt
Vorweg: am Ende des Buches verrät der Autor Luca Kieser, dass er 10 Jahre an dem Buch gearbeitet hat. Das nötigt mir Respekt und Bewunderung ab und allein schon deshalb fällt mir eine (subjektiv) „schlechte“ Bewertung schwer. Für sein Herzblut und die persönliche Leidenschaft, die er in seinem Buch verarbeitet möchte ich sagen: klasse und wow.
Für die Geschichte rund um Ali, Tarek und Vincent jedoch hab ich mich nach dem ersten Viertel der rund 300 Seiten nicht erwärmen können. Die Zeitsprünge zu abrupt, die Überschriften aus dem Nichts heraus, die Dialog abgebrochen, die Handlung zu keinem Zeitpunkt erklärt. Es gibt einen O und einen kelb. Es gibt eine Bräunungscreme und die Eltern o.g. Protagonisten. Auch eine Nadine wird gelegentlich erwähnt. Aber – für mich zumindest – war ein roter Faden, ein stimmiger Erzählstrang nur schwer fassbar bzw. erkennbar.
Es mag sein, dass die heutige Jugend in den Brennpunktvierteln von Großstädten so mit einander umgehen, und Dialoge ala „ey Alter, krass“ alles beinhalten. Es mag auch sein, dass eine Gruppe Jugendlicher sich erst verprügelt und dann befreundet. Ja und irgendwie werden Ali, Vincent und Tarek wohl auch auf diese spezielle Art auch Freunde, rauchen und hängen ab – während zu Beginn der Geschichte irgendwo zwischen den Zeilen versteckt ist, dass alles ganz anders begann. Die im Buchdeckel erwähnte „Kopfnuss“ taucht im Bauch nicht mehr wirklich auf. Nochmal: für MICH war das Buch daher über weite Strecken schwer lesbar, da die Erzählblöcke hin und her „zappen“, man merkt irgendwann, dass – sobald in der Gegenwart geschrieben ist – wir im „jetzt“ sind und wenn der nächste Block unvermittelt in die Vergangenheitsform wechselt, man eine Blende retour machen muss … . Was dann aber wie mit was zusammenhängt, ist dem Leser seine Vorstellungskraft überlassen.
Beispiel?
„Also wir müssen jetzt wirklich“, sagt sie. „Wir können auch etwas essen gehn“ sagte Ali. „Oder ein Eis essen“, murmelte Sami. (…) dann sagte Ali „Verstehe“. Und nahm mich in den Arm, vor meiner Mutter. „Wir sind die Lampe“ hauchte er mir ins Ohr.
Mit fortwährender „Handlung“ tat ich mich schwerer zu folgen und konnte dem Schreibstil, der Autor hat Sprachkunst und Philosphie studiert, nichts abgewinnen.
Kurzum: ein Roman der wohl mit viel Liebe erarbeitet wurde, einen ganz eigenen Stil entwickelt hat und im Kern eine Geschichte beherbert, die sicherlich nah an der Realität, für mich aber zu keinem Zeitpunkt spannend und flüssig zu lesen war.
*** udomittendrin, Jan25 ***