Michael Kamml- Mentalist
Ausverkaufter Saal, gespannte Stille und ein Publikum voller Erwartung. „Der Mentalist“ war die knappe Ankündigung, ein schemenhaftes Bild zeigt Michael Kamml bei der „Arbeit“ – zwei Finger an den Schläfen, konzentrierter Blick – funktioniert so das Gedankenlesen? Die Ruhpolding Besucher sollten es alsbald erfahren. Schon der Auftakt ließ erahnen, das „Gedankenlesen“ kein Hokuspokus ist. Michael Kamml, dessen wichtigste Requisite das Publikum ist, holt sich über das Zufallsprinzip den ersten Gast auf die Bühne. Eine Fünfzig Euro Münze (!) soll hinter dem Rücken in der linken oder rechten Hand platziert werden. Drei Versuche, drei Mal hat Mentalist Kamml die richtige Hand ausgewählt. Das Publikum staunt. So sollte es weitergehen.
Michael Inneberger, der Moderator der großen „Chiemgau da bin i dahoam“ Facebook Gruppe wird auf die Bühne gebeten, er bekommt ein Astrologie Buch in die Hand gedrückt, darf sein Sternzeichen (verdeckt) lesen und mit knappen Ja/Nein Antworten auf die Fragen von Michael Kamml antworten, der in der Folge dann auf den Tag genau sein Geburtsdatum herausfindet. Hexerei? Nein. Auch beim darauffolgenden „Zahlenraten“, jeder der drei Bühnengäste darf eine dreistellige Zahl auf einen Zettel schreiben – Kamml wird sie in innerhalb von Sekunden erraten, sind es kein „satanischen Fähigkeiten“ sondern das Ergebnis eines harten Trainings. Jeder Mensch sendet Mikrosignale aus, jeder Mensch ist „lesbar“. Michael Kamml kann eben genau diese „Sprache“, diese „Schrift“ lesen. Mikroreaktionen des Körpers, ein Zwinkern, ein Zucken, ein Blinzeln oder aber auch eine gewisse Körperspannung auf der Handfläche, wenn der Mentalist seine linke Hand gegen die Linke seines Gegenübers drückt und konzentriert den Zahlenraum 0-9 abschreitet. Einmal, zweimal, dreimal, dann hat selbst der „verschlossenste“ Gast keine Chance mehr und die dreistellige Zahl ist erraten. Faszinierend und beeindruckend allemal.
Kamml verrät mir, dass sein größter Lohn immer der nahezu „fassungslose“ Gesichtsausdruck seiner Bühnengäste ist, wenn er mit seiner Kunst das Geheimnis aufgedeckt hat. „Meine Probanden sind die waren Stars, ich bin nur der Regisseur“ erklärt er bescheiden.
Im zweiten Teil der Show, steigert sich Kamml dann noch einmal mehr. Hypnose sollte für sechs Kandidaten, die freiwillig die Bühne stürmten, eine besondere Erfahrung werden. Das Publikum wurde Zeuge, wie innerhalb weniger Sekunden, Arme bleischwer zu Boden sanken oder „luftleicht“ zur Decke strebten, wie alle sechs in sich versanken und erst durch das „Schnippen“ von Mentalist Kamml wieder sanft zurück in die Wirklichkeit geholt wurden.
So vergehen die zwei Stunden Show in der Welt der Magie wie im Flug und als Michael Kamml sich bei seinem letzten Experiment scheinbar um eine einzige Zahl, 82 anstatt 81, vertippt und daher eine „Mutprobe“ (Shirt ausziehen) ableisten muss, für einen den letzten Überraschungsmoment des Abends sorgt: auf dem Rücken, für jedermann gut sichtbar die aufmalte „81“ als magische Autokorrektur, wie auch immer die dort hingelangt ist.
Das Publikum ist ratlos, der Mentalist dankbar. Kurzum: tolle Show, spannende Momente – das neue Bühnenprogramm für 2024 ist bereits in Arbeit und ich wage die Vorhersage: da wird es einen ausverkauften Saal und gespannte Stille mit einem Publikum voller Erwartungen geben.
(c) Udo Kewitsch, 29.10.23