Sydney Ellis & the Midnight Preachers
Phantastischer Blues Abend im Magazin4
Wow. Charisma hat man, oder man hat es eben nicht. Die Stimme kann man freilich ausbilden, aber auch hier gilt: wem das Gesangstalent in die Wiege gelegt wurde, der tut sich wahrscheinlich leichter. Umso verwunderlicher wenn Sydney Ellis, geboren 1947, erst im „zarten“ Alter von 44 Jahren auf einer Session-Bühne entdeckt wurde. Wie heißt es so schön: „A Star was born“. Dies wäre die treffende Beschreibung für die Karriere, die dann folgte. Über 1200 Auftritte in 27 Ländern hat die charismatisch und jung gebliebene Sydney Ellis seither absolviert, veröffentlichte 5 CDs und gab ihr eindrucksvolles Stelldichein am vergangenen Wochenende in der Alten Saline im Magazin4. Und was für eines.
„Just before Dawn“ heißt ihr neuestes Werk und bereits mit dem ersten Song gehört der kleine Saal der Band. Die Herren überzeugen auf der ganzen Linie. Wunderbar entspannt und die Triebfeder der Melodien in Sachen Bass: Doc Ellis. Am Piano sehr feinfühlig und unglaublich harmonisch: Rick Cotton. Erlesen und phantastisch auch der Mann am Saxophon: Hugo Scholz und last but not least, der Schlagzeugstreichler Chris Zeitner, der eindrucksvoll bewies, dass ein Drummer keineswegs ein „Haudrauf“ sein muss. Alle musikalisch wie aus einem Guss, perfekt abgestimmt, jeder für ein kleines Solo gut, hochwertig in der Kombination. Das gesamte Arrangement angeführt von Sydney Ellis, die mit zartem Fingerzeig die Stücke und musikalischen Einlagen steuert. Die Frau ist eine Wucht. Stimmlich allemal, aber auch ihre Präsenz. Kraftvoll, leidenschaftlich und mit einer Bandbreite, die vom Blues, bis hin zum Gospel, zum Jazz aber auch zum klassischen R´nB Sound reicht. Sie kann laut, sie kann leise, sie peitscht und sie „whispert“. Sie zelebriert ein „Goin home“ ebenso wie das temporeiche „Let me love you“ oder das schöne „Baby, please dont go“.
Im wieder steigen Doc Ellis oder Rick Cotton oder aber auch Hugo Scholz in den Song ein und interpretieren ihrem Instrument entsprechend die jeweilige Nummer. Wunderbar anzusehen wir Doc Ellis den coolen Rhythmus vorgibt und sich dann in seinem Takt gänzlich leidenschaftlich verliert. Großes Kino von allen Akteuren. Während der Mann am Schlagzeug vergleichsweise im Hintergrund arbeitet, aber doch so überzeugend integriert ist, sind es gerade der Bass als auch das Saxophon, die sich im Wettstreit mit der wunderbaren Stimme von Sydney Ellis von einem Höhepunkt zum nächsten steigern.
So mag es wenig verwunderlich klingen, wenn berichtet werden kann, dass das Publikum im Magazin4 restlos begeistert war, dankbar applaudierte und nachhaltige Zugaben forderte. Sydney Ellis, die in diesem Jahr ihren siebzigsten Geburtstag feiert, verabschiedete sich mit einem schönen Nina Simone Solo. Wow, was für eine Stimme, welch ein Charisma. Die Kulturfreunde im Magazin4 hoffen auf ein Wiedersehen.
*** © Udo Kewitsch, einst, Zeichen 2900, Zeilen 41 ***