Die Jägerin, Auftrag (1)
Lori Anderson ist Kopfgeldjägerin. Die Tochter krank und das Geld ist knapp. Ein Auftrag würde so manche Sorgen lindern. Dies ist Einstieg in die Steph Broadribb Serie „Die Jägerin“. Im Prolog wird sie aufgefordert „die ganze Geschichte“ zu erzählen, was sie dann über die kommenden gut 400 Seiten auch ausführlich tut.
Die Story ist im ersten Drittel sehr spannungsgeladen und authentisch aufgebaut. Man hängt an den Buchstaben, folgt der Handlung und will wissen wie es weiter geht, bei der „Jagd“ nach ihrem ExFreund JT, der ebenfalls Kopfgeldjäger ist. Roadmovie und Thriller Elemente vermischen zu einer packenden Handlung, die zunächst begeistert. Der Umstand, dass die kleine Tochter Dakota die lange Distanz zum Zielort mitreisen muss, wirkt im ersten Moment konstruiert, wird aber noch plausibel erklärt.
Die sich aus diesem sehr spannend erzählten Einstieg in der Story entwickelnde Handlung verliert jedoch ein klein wenig an Schwung, als sich Dinge ereignen, die einerseits dafür sorgen, dass man unter dem Lesen den Atem anhält, weil man nicht will, dass sie passieren, andererseits aber genau spürt: diese Sätze stehen da jetzt nur, weil sonst die Geschichte zu Ende wäre.
Zu Ende ist sie ab diesem Moment jedoch noch lange nicht. Im Gegenteil, ab dem Mittelteil wird der Plot zunehmend zäh verlängert, verliert zwar niemals die Grundspannung, aber man kommt nicht umhin an „Füllkapitel“ zu denken.
Lori und JT, der mittlerweile ihr „Gefangener“ ist, sind in der Folge gemeinsam auf der Jagd nach den eigentlichen Drahtziehern eines schlimmen Verbrechens – auch hier gerät der Leser in die ambivalente Situation einerseits völlig gespannt weiterlesen zu wollen und andererseits Seite für Seite wiederkehrende Szenen verfolgen müssen. Das schließlich in einem hektargroßen Märchenpark eine kleine Festplatte gesucht wird, steigert auch hier einerseits die Erwartung, andererseits denkt man sich kopfschüttelnd „das klappt doch nie“.
Immer wieder passieren den Protagonisten Dinge, die den glaubwürdigen und wirklich „thrillenden“ Einstieg etwas zunichte machen und nicht selten ertappe ich als Leser die Autorin dabei, wie sie um des Effektes willen noch einen zusätzlichen, nicht immer wirklichen notwendigen, weiteren Haken in den Erzählstrang mit einbaut.
Fazit: ein toller Auftakt, ein spannender Stoff, der zunächst hochklassig ansteigt, später durch zu viele Einschübe etwas abfällt. Insgesamt ist die Jägerin jedoch lesenswert, die Protagonisten sympathisch und authentisch und der Inhalt so mitnehmend, dass man am liebsten gerne selbst einschreiten möchte. Die Fortsetzungen werden anscheinend nur als eBook angeboten. Für Freunde des echten Buches ein Wermutstropfen. ***(*)
das Buch gibts hier.
(c) Udo Kewitsch, Okt 20