Rock n Roll in Rosenheim
Scorpions rocken bei bestem Wetter das RO Festival
Strahlendes Wetter, Festival Stimmung, die Menschen strömen geradezu auf das Mangall-Park Gelände. Nicht fünf, nicht sechs, auch nicht siebentausend sollten ein kleines Rock´n Roll Volksfest feiern – nein, 9000 (!) Fans reisten an. Die begehrten Tickets des Rosenheimer Sommerfestivals waren im Vorfeld schnell ausverkauft.
Auf dem Programm stand harte Kost. Metall Rock (die Vorgruppe Beyond the Black heizte kräftig ein) und als Highlight des Festivals keine geringeren als die Scorpions, die deutsche Vorzeige Rockband, deren Gründungsjahr – man glaubt es kaum – auf 1965 datiert (damals noch unter dem Namen „Nameless“).
Klaus Meine (Gesang), Rudolf Schenker (Gitarre), Matthias Jabs (Gitarre), Pawel Macicwoda (Bass) und Mikkey Dee (Drums) ließen nicht lange auf sich warten. Nahezu pünktlich um kurz nach halb neun fiel der Scorpions Vorhang und mit „Going out with a Bang“ machte die Band schnell klar, was Rosenheim zu erwarten hatte. Bang.
Die Video Animation im Hintergrund ließ den Helikopter kreisen, Rudolf Schenker, der charismatische Alt-Rocker (geb. 1948) schonte seine Gitarre nicht, Klaus Meine (geb. 1948) wirkte dagegen etwas blaß und kraftlos. Das folgende „Make it real“ reihte sich hinsichtlich Tempo nahtlos ein … die Band spulte ab. Drummer Dee hinter seiner „Bude“ kaum zu sehen, aber unüberhörbar, sollte später noch für das eigentliche Highlight des Konzertes sorgen.
Die Stimme von Klaus Meine hat in all den Jahren nicht gelitten und gibt den Scorpions auch Jahrzehnte später noch den typischen unverwechselbaren Klang. Rudolf Schenker scheint vor Kraft geradezu zu strotzen, er rockt, wirbelt, ist präsent. Song Nummer drei „Is there anybody there“ erreicht die Rosenheimer Fans ebenso mühelos wie die folgenden Nummern (The Zoo, Coast to Coast, Holiday, Send me an Angel, …)- Glückseligkeit auf dem Gelände. So geht Festival.
Und doch gibt es zwei Kritikpunkte. Der Sound konnte mit dem strahlenden Wetter nicht konkurrieren. Dumpf und nebelig hallte es aus den Boxen. Auch die Performance von Klaus Meine überzeugte nicht 100%, während Schenker und vor allem etwas später auch Dee mit spürbarer Freude ans Werk gingen und den Rock wahrlich zelebrierten, wirkte Meine pflichtbewusst aber nicht leidenschaftlich genug, wenngleich auch sein Auftritt frei von jeglichen Fehlern war. Fehlerfrei vor allem aber auch Mikkey Dee, der ehemalige Motörhead Drummer, der seit 2016 fester Bestandteil der Scorpions ist. Was für ein Solo. Ein Solo, dass es durchaus in die Kategorie „never heard“ zumindest aber in den Top5 der gefühlt „unendlichen“ Schlagzeugsessions eingehen darf. Weit über fünf Minuten peitscht Dee allein die wunderbaren Lichter auf der Bühne an, trommelt und performt wie von einem anderen Stern. Sagenhaft.
Nach exakt 90 Minute ist der Zauber jedoch vorbei. 22 Uhr – brav werden zwei Zugaben kredenzt (Still loving you / Rock you like a Hurricane) und kurz darauf säuselt die „auf Wiedersehen Musik“ vom Band.
Alles in allem: das Rosenheimer Sommerfestival zeigt wie es geht. Ein tolles Konzert bei bester Stimmung, guter sauberer Rock von deutschen Legenden – Aufgabe erfüllt, Leidenschaft geht aber besser.
*** © Udo Kewitsch, 19.07.19 ***